Übung fÜr Fortgeschrittene: Der Spanische BÜrgerkrieg, 1936-1939

Di 16-18, Raum: GABF 04/356, Beginn: 05.04.2011, Dozent: Jun.-Prof. Dr. Fabian Lemmes

Den Sieg des linken Volksfrontbündnisses bei den spanischen Parlamentswahlen von 1936 beantworteten führende Militärs mit einem antirepublikanischer Putsch, der zu einem blutigen dreijährigen Bürgerkrieg führte. Dieser endete 1939 mit der Niederlage des republikanischen Lagers und der Errichtung eines rechtsautoritären Regimes unter General Francisco Franco, das bis zum Tod des Diktators 1975 fortbestand.
Der Spanische Bürgerkrieg war nicht nur Kristallisationspunkt vielfältiger innerspanischer Konflikte (zwischen Großgrundbesitzern und aufbegehrender (Land-)Arbeiterschaft, katholischer Kirche und Antiklerikalismus, sozialrevolutionären Forderungen der Anarchisten und gemäßigter Reformpolitik der republikanischen Regierung, Zentralstaat und baskisch wie katalanischem Autonomiestreben). Auch erlangte er rasch eine internationale Dimension, da Franco vom faschistischen Italien und von NS-Deutschland, die republikanische Regierung von der Sowjetunion und den Freiwilligen der „Internationalen Brigaden“ unterstützt wurde. Spanien wurde so zur „Propagandaplattform der Ideologien“ (Bernecker/Brinkmann). Prolog zum Zweiten Weltkrieg, ist der Spanische Bürgerkrieg ein Schlüsselkonflikt der jüngeren spanischen ebenso wie der europäischen Geschichte.
Ziel der Übung ist es, einen forschungsorientierten Überblick über strukturelle Voraussetzungen, Verlauf und Folgen des Spanischen Bürgerkriegs zu geben. Im Vordergrund steht dabei nicht das Kriegsgeschehen als solches; vielmehr geht es einerseits um dessen breite Einbettung in die gesellschaftlichen und politischen Konstellationen in Spanien, andererseits um die internationale Dimension des Konflikts und ihre Wechselwirkung mit der innerspanischen Entwicklung. Schließlich gilt ein besonderes Augenmerk den kurz- und langfristigen Folgen des Bürgerkriegs einschließlich seiner Nachwirkungen in Gedächtnis und Erinnerungskultur. Auch nach dem Ende des Franquismus lange tabuisiert, hat erst vor wenigen Jahren in Spanien eine intensive – und politisch kontroverse – gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Bürgerkrieg eingesetzt, insbesondere über das Gedenken an die Opfer der (meist franquistischen) Massaker. Außerhalb Spaniens waren – in Ost und West – der Volksfrontmythos und der Kampf der internationalen Freiwilligen an der Seite der Republik jahrzehntelang fester Bestandteil linker Identität und antifaschistischer Erinnerungskultur.
Spanischkenntnisse sind hilfreich, aber nicht zwingend erforderlich.
Ergänzend zur Übung ist eine Filmreihe geplant (Aushang beachten!).

Sprachnachweise können erbracht werden in Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch.


Einführende Literatur:

  • Walther L. Bernecker/Sören Brinkmann: Kampf der Erinnerungen. Der Spanische Bürgerkrieg in Politik und Gesellschaft 1936-2006, Münster ²2006.
  • Carlos Collado Seidel: Der Spanische Bürgerkrieg. Geschichte eines europäischen Konflikts, München 2006.
  • Helen Graham: Der Spanische Bürgerkrieg, Stuttgart 2008.
  • Frank Schauff: Der Spanische Bürgerkrieg, Göttingen 2006.
  • Paul Preston: A concise history of the Spanish Civil War, London 1996.