Übung für Fortgeschrittene: Von der schwedischen Provinz zur Europäischen Union: Geschichte Finnlands vom späten 18. bis zum 21. Jahrhundert

Zeit: Di., 16-18 Uhr, Beginn: 09.10.2018, Raum: GABF 04/252

Europäische Geschichte wird üblicherweise vom Zentrum her geschrieben. In dieser Übung werden wir dagegen auf die nordöstliche Peripherie Europas blicken und die Geschichte eines Landes ergründen, von dem man in Deutschland außer Sauna und guten PISA-Ergebnissen meist sehr wenig weiß. Die Veranstaltung soll einen Überblick über die politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Finnlands von ca. 1800 bis in die Gegenwart geben und in europäische Zusammenhänge einordnen.
Dabei werden wir auf manche Besonderheit stoßen, wie schon ein kurzer Blick auf die politische Entwicklung andeutet: seit dem Mittelalter zu Schweden gehörig, ab 1808 ein autonomer Teil des Russischen Reichs, dabei 1906 das erste europäische Land mit Frauenwahlrecht, aber erst 1917 ein unabhängiger Staat (mit Finnisch und Schwedisch als Landessprachen); im Zweiten Weltkrieg erst Kooperationspartner des nationalsozialistischen Deutschlands, dann von der Wehrmacht im nördlichen Landesteil verwüstet; im „Kalten Krieg“ neutral und Vermittler zwischen den Blöcken, seit 1995 EU-Mitglied. Es wird aber nicht nur um „große“ Politik gehen, sondern auch um Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung zwischen Tradition und Modernisierung, um die Nationalbewegung des 19. Jh., die Sprach- und Schulpolitik, Migration, deutsch-finnische Beziehungen, Kultur und Kulturtransfer. Dabei sollen spezifische Interessen der Teilnehmer*innen nach Möglichkeit Berücksichtigung finden.

Einführende Literatur:

  • Bohn, Ingrid: Finnland. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (Geschichte der Länder Skandinaviens), Regensburg 2005.
  • Hösch, Edgar: Kleine Geschichte Finnlands (Beck'sche Reihe, Bd. 1889), München 2009.
  • Meinander, Henrik: Finnlands Geschichte. Linien, Strukturen, Wendepunkte (Veröffentlichungen der Aue-Stiftung, Bd. 32), Bad Vilbel 2017.